Niemals einen alten Hund -
|
||
schließlich bin ich eine begeisterte Hundesportlerin. Und wenn für mich irgendwann mal ein neuer Hund in Frage kommt, dann natürlich nur ein Welpe. Bei Tierheimhunden kennt man ja nie die genaue Vorgeschichte. Wer weiß, was so ein Hund alles für Macken hat. Auf jeden Fall muss es ein Belgier sein. Mit meinem jetzigen (ersten) Tervueren "Captain vom Westensee" habe ich diese Rasse lieben gelernt. Wir zwei haben viel Spaß beim Hundesport. "Cappy" ist zwar erst 6 Jahr alt, aber irgendwann kommt leider auch für ihn der Zeitpunkt, wo ich ihn aus dem aktiven Turnierleben herausnehmen werde. Gerade was die Geräte und somit seine Knochen angeht. Wir werden dann zwar immer noch aktiv arbeiten, aber werden uns dann wohl auf Obedience beschränken, dies ist eine tolle Sportart, auch für ältere Hunde. Manchmal macht man sich eben nur Gedanken über "den nächsten Hund". In unserem Fall wäre es der Dritthund. Kay, mein Lebensgefährte hat einen Deutschen Schäferhund. "Sheila". Sie ist 7 Jahre alt und "gefährlich wie ein Meerschweinchen". Cappy und Sheila leben schon einige Zeit zusammen und man hat den Eindruck, es würde an Tierquälerei grenzen, wenn man die Beiden auch nur für kurze Zeit trennt. Neulich waren wir seit langer Zeit mal wieder bei einem Belgiertreffen dabei. Es hat uns gut gefallen und daraufhin habe ich mal auf die Internetseite geschaut. Was gibt es denn so für Themen im Forum? " Belgier in Not, mal sehn. James, Tervueren-Rüde in Not! Oh, sind diese Augen süß. Ui, 10 Jahre ist er schon alt. Oh, sind diese Augen süß. Ach du Elend! Er sitzt auch noch in Frankreich. Oh, sind diese Augen süß". Ich habe das Bild einfach nur mal so in der Firma ausgedruckt. Kay fand ihn auch ganz niedlich und wir fingen an, Scherze darüber zu machen, wie es wohl wäre mit so einem "alten Franzosen". Na ja, man kann ja mal anrufen und sich ein paar Infos einholen. Ganz unverbindlich. Was soll ich ernsthaft mit einem alten Hund aus dem Tierheim. Gesagt getan. Elke Kreutzer arbeitet ehrenamtlich in diesem Tierheim und hat sich der Vermittlung von James angenommen. Sie teilt mir am Telefon mit, dass er bereits seit 4 Jahren dort lebt. Natürlich mache ich mir so meine Gedanken. "Der hat bestimmt einen dollen Knacks weg. Ein Belgier seit 4 Jahren im Tierheim, der ist doch fertig mit der Welt". Sie erzählt mir, dass ein junges Mädchen, Christine, häufig mit ihm Gassi geht und er einen ziemlich ausgeprägten Beschützerinstinkt besitzt. "Aha, also wie vermutet ein Problem-Tierheimhund - Aber diese Augen . oh , sind die süß. Ich rief also wieder an. Elke erzählt, dass James ein toller Hund ist und dass er schon so lange dort lebt, läge daran, dass er schon so alt ist. Seine Vorbesitzer sind in die USA gezogen und konnten ihn nicht mitnehmen. Inzwischen haben Kay und ich keine Scherze mehr über einen "alten Franzosen" gemacht. Wir fingen an uns zu Fragen: Kennt er das Spielen? Geht er gerne Baden? Kann er wohl irgendwann mal ohne Leine laufen? Würde er sich mit Cappy und Sheila verstehen? Ein zweiter unkastrierter Rüde bei uns im Haushalt? Drei Schäferhunde? . Wir haben doch den Schuss nicht geöhrt. Wie sollen wir das machen? Müssen wir uns Urlaub nehmen, so als ob ein Welpe ins Haus kommt? Wie läuft ein Kennenlernen ab? Wir können doch nicht mal eben so nach Frankreich fahren und uns James angucken und gleich entscheiden, ob das alles auch funktioniert. OK, also wieder bei Elke angerufen. Unkompliziert wie sie ist, hat sie uns für ein Wochenende nach Frankreich eingeladen. Wir könnten bei ihr und ihrem Mann Thomas übernachten, und hätten so die Möglichkeit, James an zwei ganzen Tagen kennen zu lernen. Na, das ist doch super, das machen wir. Da wir beide berufstätig sind und es mit dem Urlaub vorne und hinten nicht hingehauen hat, mussten wir noch ca. 4 Wochen warten. Was für eine lange Zeit. Endlich war er der! Der 17. Oktober 2004! Morgens um 2:30 Uhr ging es los. Da wir aus der Nähe von Hamburg kommen, lag also eine Strecke von ca. 800 km vor uns. Gegen Mittag hatten wir es endlich geschafft. Thomas hat uns an der Grenze abgeholt und gemeinsam fuhren wir zu ihnen nach Hause, wo Elke bereits wartete. Wir waren uns alle auf den ersten Blick sympathisch und lernten uns bei einer Tasse Kaffe kennen. Endlich haben wir uns auf den Weg zum Tierheim gemacht. Was war ich aufgeregt. Wie sieht er wohl aus, so in Natur? Wie nähere ich mich ihm das erste Mal? Elke hat uns erzählt, dass Christine (das Mädchen, das häufig mit James Gassi gegangen ist) uns gerne kennen lernen möchte. Das war mir sehr recht, denn sie wusste am besten, wie er sich so verhält. Wir kamen also endlich an und da haben sie alle schon auf uns gewartet. Patrick, der Tierheimbesitzer, Christine und James. Er war sehr fixiert auf Christine, aber das hat mich nicht gestört. Im Gegenteil. Ich fand es gut, dass er eine Bezugsperson hatte. Wir durften James mit zu Elke und Thomas nehmen, so hatten wir die Möglichkeit, dass sich die Hunde auf komplett neutralen Boden kennen lernen konnten. Am Nachmittag haben wir dann alle einen langen Spaziergang gemacht. Ich kann es gar nicht so richtig in Worte fassen, aber ich konnte förmlich bei James spüren, wie es "Click" gemacht hat. Von dieser Minute an, wich er nicht mehr von meiner Seite. Als wir dann am Dienstag, den 19.10.04 morgens unsere Sachen wieder in das Auto packten, war kaum die Autotür auf . schwubdiwub saß James auf dem Rücksitz. Diese Sache wäre also geklärt. Wir sind jetzt bereits seit knapp drei Wochen wieder in Deutschland. Wie kann ich James am besten beschreiben? Er ist ein wahnsinnig liebenswerter Hund. Er hat keine Probleme mit anderen Menschen, keine Probleme mit anderen Hunden, er geht nicht Jagen und Kinder liebt er über alles. Eine Leine braucht er nicht, er hört sehr gut. Auch seine Deutschkenntnisse sind schon besser geworden. Und er ist ja sooo verschmust! Mein Ziel ist natürlich nicht, mit ihm Hundesport zu machen. Er soll seinen Lebensabend in einem festen Rudel erleben, in dem er sich wohl fühlt. Das Schöne ist, dass er in wenigen Tagen das Spielen gelernt hat. Vielleichthatte er es auch nur vergessen. Als ich anfangs ein Bällchen für ihn warf, konnte er gar nichts damit anfangen. Gestern ist er das erste Mal freudig hinterhergelaufen und hat den Ball sogar zu mir gebracht. Eben ein Belgier! Ich möchte nicht versäumen, mich für diesen tollen Tervueren zu bedanken. Bei Christine: Sie hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass James im Tierheimnicht gebrochen ist. Er wusste ganz genau: "Wenn Christine kommt, komme ich raus. Dafür lohnt es sich zu leben." Bei Elke/Thomas: Diese Gastfreundschaft war unglaublich. Zwei wildfremde Leute im eigenen Haus aufzunehmen ist nicht selbstverständlich. Hinzu kommt noch: Die beiden haben ihre eigenen drei Hunde für die Zeit als wir dort waren ins Tierheim gebracht, damit wir unsere Hunde mitbringen konnten. Wahnsinn! Bei Frauke Landgraf: Sie hat es möglich gemacht, dass James in die Notvermittlung gestellt wurde. Und wie der Zufall es so will: Sie hat einen Halbbruder von meinem Captain. Was ist die Welt doch klein. Wann ich die Entscheidung für James getroffen habe? - Ich glaube, es war bereits passiert, als ich in diese süßen Augen auf der Internetseite geblickt habe. Niemals einen alten Hund - und schon gar nicht aus dem Tierheim! Habe ICH das gesagt? So ein Quatsch, so etwas würde ich doch niemals von mir geben! Heidi Petersen Hier gehts zu James ehemaliger Vermittlungsseite. |