Hercule

Wie bei der Vermittlung von Hercule...
Vom Erfolg verwöhnt, hatte ich bereits die nächste rührende Fotostory vor Augen.
Ihr wisst alle, wie lange man gehofft hatte, für Hercule ein passendes Zuhause zu finden. Vergeblich!
Nach sechs langen Jahren bot sich dann die große Chance, als die Tierhilfe Franken sich bereit erklärte, einen ihrer Pflegeplätze für Hercule bereit zu stellen. Der Pflegeplatz bei Herrn Neumüller (Fotostory Hercule) war ein riesen Glück und alle konnten aufatmen - Hercule war erst mal "unter". Es war verwunderlich genug, dass nach all den Jahren im Tierheim innerhalb von zwei Tagen die ersten Interessenten für den Hund vor Herrn Neumüllers Tür standen. Dass sie das Gegenteil von dem waren, was wir uns für Hercule erhofft hatten, wusste ich da noch nicht. Hercule sollte in ein ruhiges Zuhause, möglichst ohne Kinder und andere Tiere...Bei der Vorkontrolle, die jeder seriöse Tierschutzverein vornimmt, wenn irgend möglich, stellte sich dann heraus, dass die Familie aus Pferden, Hühnern, Laufenten, Schweinen, Hasen, einer Katze, einer Hündin, fünf kleinen Kindern und zwei Erwachsenen besteht. Herr Neumüller und ich waren höchst skeptisch und um nur ja keinen Fehler zu machen wurde der Herr des Hauses auf Herz und Nieren geprüft. Man stellte Fragen, die der Anstand sonst verböte, einem fremden Menschen zu stellen, hegte unverblümt Misstrauen und gab den Interessenten das Gefühl, mitnichten in der Lage zu sein, für "unseren" Hercule gebührend zu sorgen.
Hercule hingegen fühlte sich recht wohl auf dem Anwesen. Er beäugte die Tiere interessiert, schloss respektvoll Freundschaft mit Emma, der Hündin und zeigte sich den Kindern und dem Vater gegenüber sehr zutraulich. Als er nach einer Weile einen Ball entdeckte, wirkte sein Glück eigentlich perfekt. Aber wir Tierschützer konnten unsere Zweifel nicht überwinden. Nach langem Hin und Her mit einem nach wie vor fest entschlossenen Hausherrn, ließen wir (eher halbherzig) den Hund dann dort.
Auf der Fahrt nach Hause trauerte ich bereits um die schöne Fotostory, die man hätte machen können, hätte man nur auf den "richtigen" Platz für Hercule gewartet. Noch am gleichen Abend konnte ich mir einen Kontrollanruf nicht verkneifen, der von Hercules neuer Familie geduldig hingenommen wurde. Es gehe ihm gut, er sei recht entspannt - doch stimmte das auch...?
Eine schlaflose Nacht, in der ich mir alle möglichen Schreckensszenarien vor Augen hielt folgte. Am nächsten Tag endlose Telefonate mit anderen Tierschützern, die schon länger in der Vermittlung tätig sind und deshalb wohl auch wieder mehr ihrem Bauchgefühl vertrauen, als dem "Regelwerk" des Tierschutzes. Warum konnte es nur nicht immer so einfach laufen, wie bei Charlie Lindner???
Dann fragte ich mich, wo das Vertrauen, das ich bisher in meine Mitmenschen gehabt hatte geblieben war. Verliert man es peu a peu durch die nie enden wollenden Berichte über Menschen, die Tiere schlecht behandeln?
Wie auch immer,
Liebe Familie Hanne: Nachdem wir nun heute bei Ihnen waren und nochmal sehen konnten, dass unser Hund ein kleines Paradies gefunden hat, möchte ich Sie bitten, uns Tierschützern das Misstrauen und den Kontrollzwang nachzusehen. Die Angst um diese Tiere vernebelt manchmal den Blick für das, was andere Menschen bereit sind für Tiere zu tun. Sie nehmen einen Hund wie Hercule ohne Wenn und Aber in Ihre Familie auf, vertrauen ihm, was Ihre Kinder betrifft und er hat auf Ihrem Hof ein spannendes und abwechslungsreiches Leben nach all den langweiligen Jahren im Tierheimzwinger. Danke!
Ich hoffe sehr, dass Sie am Ende auf viele gemeinsame glückliche Jahre mit Hercule zurückblicken werden und er einen dieser schönen Abdrücke in Ihrer Seele hinterlassen wird, um die alle Menschen, die ein geliebtes Tier hatten wissen.
Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, bei all den Bemühungen um die Tiere, künftig die Menschen nicht zu vergessen. Schließlich ist die gewissenhafte Entscheidung für ein Tier und die Liebe zu ihm doch das allerwichtigste - letztendlich sogar viel wichtiger, als Haus, Garten und Zaun...
Zum Schluss noch ein paar Fotos. Ihr könnt Euch selbst ein Bild machen von Hercules neuem Leben als Großfamilienmitglied, in dem er sich recht gut macht (ich glaube, er möchte auf seine alten Tage ein recht anständiger Landwirt werden ;-))


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